Vom Mythos "Roter Berg"

 

"Für uns Knaben besaß der ‚Rote Berg' Sommer wie Winter große Anziehungskraft. Mit Ski und Schlitten sind wir die zwei Kilometer durch den Schnee gestapft, um dort zu rodeln", berichtet Harald Kupsch aus Kindheitserinnerungen. "Irgendetwas Mystisches muss der Berg besitzen, sonst hätten wir nie die langen Hin- und Rückwege in Kauf genommen", so der Ranzower (Gemeinde Altdöbern).

Bei einer Exkursion zu den Freibergen haben Teilnehmer aus Calau und Ogrosen die Tour für einen Abstecher auf den "Roten Berg" genutzt, inklusive Sammeln von roten Sandsteinstücken. Von links: Reinhard Bareinz, Eberhard Vondran, Manfred Nitzsche, Hans Kober und Matthias Nerenz.

Mit seiner Länge von rund 200 Metern und Breite von 80 Metern ragt der "Rote Berg" knapp zehn Meter aus seiner Umgebung heraus. Seine Höhe über Normal-Null (NN) beträgt 93,7 Meter. Über seine Entstehung hat Geschichtsforscher Helmut Jentsch aus Zinnitz (Stadt Calau) bereits vor 20 Jahren interessante Erkenntnisse veröffentlicht. In seinen Ausführungen erwähnt er die Vorkommen von rotem Sandstein, der dem Berg seinen Namen gab, und stellte sich die Frage nach seiner Entstehung. "Eine künstliche Aufschüttung dieses Ausmaßes scheint an der Stelle unwahrscheinlich. Antwort darauf gibt die Geologie", so Helmut Jentsch. Demnach besteht die Anhöhe ebenso wie die benachbarten Freiberge aus tonunterlagerten Kiesen und Sanden aus dem Miozän, vor 23 bis fünf Millionen Jahren. Das Gebiet war mehrere Millionen Jahre von Meer bedeckt, das im Zusammenhang mit der Gebirgsbildung im Alpenraum mehrfach seine Lage änderte. Das Lausitzer Gebirge hob sich empor, Schuttfächer, Schichten und Sedimente bildeten sich, die während der Eiszeit durch Erosion abgetragen wurden. "Nur auf der Calauer/Buchwäldchener Hochfläche blieben sie bis heute erhalten", erklärt Helmut Jentsch.

Der Zinnitzer kennt die Gründe: "An mehreren Stellen verkitteten infiltrierte (durchsetzte) Eisenverbindungen den Sand zu sehr festem Ortstein, auch Eisenfuchs genannt. Diesem sehr widerstandsfähigen Material ist es zu verdanken, dass der ,Rote Berg' erhalten blieb, als Wasser und Wind während der Eiszeit die Umgebung abtrugen", so der Geschichts- und Heimatforscher.

Mehrere Gruben auf der Erhöhung lassen Rückschlüsse zu, wonach der leicht zu verarbeitende Sandstein in geringem Umfang gebrochen und als Baumaterial verwendet wurde. "Es gibt Hinweise, wonach beim Bau der evangelischen Kirche von Gahlen im 13. Jahrhundert auch Sandstein vom Roten Berg verarbeitet wurde", sagt Helmut Jentsch unter Vorbehalt.

Belastbare Beweise seien aufgrund der Jahrhunderte zurückliegenden Bautätigkeiten nicht zu erbringen.

 

Quelle: Lausitzer Rundschau